Maike van den Boom

VERTRAUEN IST DAS A UND O

Maike van den Boom hat sich auf das Glück im Arbeitsleben konzentriert. Sie berichtet aus ihrer Wahlheimat Stockholm, warum New Work in den skandinavischen Ländern die ganz normale Art des Arbeitens ist. 

Wie Arbeitgeber sind

Die Unternehmen haben ein hohes Vertrauensniveau in die Menschen – grundsätzlich gehen Chef:innen davon aus, dass 90 Prozent der Mitarbeiter:innen das Beste für das Unternehmen wollen. Vertrauen ist das A und O.

Wie Leadership gelebt wird

Leadership ist menschlich und verstehend. Auf die persönlichen Belange der Mitarbeiter:innen wird sehr viel Rücksicht genommen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was gibt dir am meisten Energie? Du möchtest deine Kinder von der Schule abholen, Pfannkuchen backen und erst wieder um 21 Uhr online gehen? Kein Problem! Arbeit und Leben gehen hier ineinander über. Self-Leadership gilt für jeden Einzelnen im Team.

Wie Kolleg:innen miteinander umgehen

Menschen wissen sehr viel Persönliches voneinander – das ist wichtig, ansonsten können wir keine Rücksicht aufeinander nehmen. Auch, was die Arbeit angeht: Nur, wenn ich weiß, wo deine Stärken und „Schwächen“ liegen, kann ich dich ergänzen. Nur dann werden wir ein starkes Team werden. Führungskräfte übrigens eingeschlossen.

Was im Alltag passiert

In Schweden sind etwa 35 Prozent der arbeitenden Bevölkerung einmal pro Woche im Home-Office. Der Mensch ist ein Herdentier, es ist wichtig, dass man sich im Büro trifft. Nicht wegzudenken ist die schwedische Fika – eine 20-minütige Kaffeepause, zweimal täglich, an der Geschäftsführer:innen und Produktion zusammenkommen. Man lernt sich besser kennen. So gelingt es beispielsweise auch, die Meinung von introvertierten Kolleg:innen zu hören.

Wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert

Väter nehmen sechs bis acht Monate für die Kinderbetreuung – Unternehmen unterstützen dies. Sie sehen das als eine wichtige persönliche Weiterbildung und stocken das Gehalt meist auf 100 Prozent auf. Ein höheres Gehalt soll kein Grund sein, keine Zeit mit dem Kind zu verbringen. Es ist zudem einfacher, zwei kürzere Abwesenheits- Perioden im Unternehmen zu überbrücken. Dass Kinder in die Betreuung gegeben werden, ist total positiv besetzt, denn so lernen sie, sich als soziales Wesen zu entwickeln. Auch im Falle der Scheidung wird die Care-Arbeit 50:50 aufgeteilt. Somit können beide tolle Eltern und engagierte Mitarbeiter bleiben.

Wo steht Skandinavien im Jahr 2050 in Sachen New Work? 

Es wird immer mehr Co-Working-Places geben, in denen einzelne Teams von Unternehmen zusammenarbeiten werden. Das ist toll, weil sich bei der Fika Unternehmen, Sektoren und Gedanken mischen. Saying this finde ich die Individualisierung nicht unbedingt gesellschaftlich wünschenswert. Der Gemeinschaftssinn steht in Europa jetzt schon unter Druck. Ich hoffe, dass es einen Wendepunkt geben wird und Menschen die Verbindung zueinander suchen. Beziehungen, Zusammenarbeit, aber auch das Verantwortungsbewusstsein bekommen in 3D eine zusätzliche Dimension. 

Mehr Infos zu Maike van den Boom und ihrer Arbeit unter:

Das Buch zum Thema:

„Acht Stunden mehr Glück – warum Menschen in Skandinavien glücklicher arbeiten und was wir von ihnen lernen können“, Verlag: Fischer Krüger, ab 19,70 Euro

maikevandenboom.com