"Für mich ist eine Doppelspitze gelebte Diversität. Eine Problemstellung, zwei Menschen, die sich Gedanken machen – besser geht es nicht" - Fränzi Kühne

WANTED! Das perfekte Gegenstück

Doppelt hält besser! Fränzi Kühne und Boontham Temaismithi sind seit März 2022 als Führungs-Tandem im Vorstand der edding AG. Dort teilen sie sich die Stelle des Chief Digital Officer (CDO). Uns verrät Fränzi Kühne, worauf es ankommt, als Doppelspitze zu führen.
Menschlicher Fit

Die Voraussetzung für dieses Modell ist der menschliche Fit. Ich habe während des Bewerbungsprozesses auch Kandidat:innen kennengelernt, die vom Lebenslauf her 1:1 gepasst hätten. Sie haben genau das gemacht, worin ich keine Erfahrung besitze, sie hatten exakt dort ihre Stärken, wo meine Schwächen liegen. Aber: Zusammen in einer Doppelspitze zu sein, ist mit einer gemeinsamen Gründung oder einer Heirat vergleichbar. Da muss alles passen, um vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.

Mail-Accounts

Anfangs hatten wir 3 Mail-Accounts: Einen für mich, einen für Boontham, einen gemeinsamen. Auch im Intranet haben wir so gearbeitet. Wir haben aber schnell gemerkt: Das funktioniert so nicht. Der gemeinsame Account wurde zwar bespielt, der technischen Aufwand war aber zu groß, sich immer wieder am anderen Account einzuloggen. Die Folge: Es ging zu viel unter, nach drei Monaten haben wir den gemeinsamen Account abgeschafft.

One-Drive

Hier speichern wir Notizen von Gesprächen, die wir geführt haben. Da wir projektbasiert arbeiten, müssen die Ergebnisse irgendwo zusammenkommen. Meistens passiert das auf der Metaebene, es sei denn, einer von uns muss etwas übernehmen, dann klären wir das im Detail miteinander ab.

Projekte

Boontham und ich arbeiten projektbasiert. Er macht seine Projekte, ich meine. Dazu gehört auch loszulassen. Du musst dich davon verabschieden, alles im Detail wissen zu wollen.

Onboarding-Prozess

Der ganze Onboarding-Prozess lief mit uns beiden: die Menschen kennenlernen und verstehen, wie sie ticken, wie sie arbeiten. Man möchte ja keinem/keiner Kolleg:in die Zeit rauben, weil sie uns Dinge doppelt erzählen müssen. Auch die Vorstandssitzungen haben wir ein halbes Jahr zusammengemacht, um wirklich alles mitzubekommen.  

Kleine Schritte gehen

Auch wenn man Vollzeit arbeitet, kann man sich einen Verantwortungsbereich teilen und schauen, wie das funktioniert. Oder man arbeitet projektbezogen mit einem/einer Kolleg:in und holt sich einen/eine Sparringspartner:in ins Boot. Ein super Zwischenschritt, um eine Doppelspitze auszuprobieren. Boontham haben schon einmal 12 Jahre zusammengearbeitet, damals noch in Vollzeit. Jetzt, im Nachhinein stellen wir fest: Das war im Grunde schon eine Doppelspitze und die beste „Übung“.

Mitarbeiterführung

Hier teilen wir uns auf: Wer geht bei wem in den Lead? Wer ist es auf der Führungsebene? Wer ist es auf der inhaltlichen Ebene? Alles in allem ein Herantasten und ein Einfühlen in das Team.

Vertrag

Klug verhandeln! Wir haben anfangs beide fast Vollzeit parallel gearbeitet und viel Zeit investiert, um eine gute Organisation zu schaffen. Mein Rat daher: Auf 65 bis 70 Prozent gehen.

Eigenverantwortung

 Jeder ist für sich selbst verantwortlich, nicht zu viel zu arbeiten. Ich tendiere auch eher dazu, zu viel zu arbeiten. Da kann keiner von außen helfen und jeder muss für sich seine Grenzen ziehen, um fokussiert zu sein.