360-Grad-Denke: Verena Pausder ist Expertin für Digitalisierung

WAS WIR VON ESTLAND LERNEN KÖNNEN

Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner“, sagt ein Sprichwort. Und ja: Einiges, was man nicht hat, ist besser, schöner, effizienter. Das gilt auch in Sachen Digitalisierung.
Während Deutschland und Österreich noch in einer Papierflut versinken, ist uns Estland weit voraus.
Auch Verena Pausder, Unternehmerin, Gründerin und Expertin für digitale Bildung weiß das: „Seit Jahren höre und lese ich davon, wie konsequent Estland die Digitalisierung des Staates vorantreibt und seit 2019 bin ich digitale Einwohnerin (e-Resident) von Estland.“ Gründe genug für sie, nach Tallinn zu reisen, um genau zu verstehen, wie Estland das Thema Digitalisierung ihrer Verwaltung und Dienstleistung umsetzt. 

 

  1. Estland digitalisiert seit 25 Jahren konsequent nach und nach jede staatliche Dienstleistung. Es ist das Selbstverständnis der Verwaltung und Politik, es für die Bürger:innen so einfach, schnell und digital wie möglich zu machen. Ihr Motto ist „Get in touch with your country“.

  2. Ausgangspunkt für alle Dienstleistungen des Staates ist eine eID (inkl. identischer physischer ID-Karte), die der Login und die Identifikation für alles ist. 100% der Bevölkerung besitzt und nutzt die eID.

  3. Die Akzeptanz und Durchdringungsrate (auch für ältere Zielgruppen) der eID wurde durch Schulungen in Bibliotheken, Supermärkten, Bushaltestellen etc. erreicht, also überall dort, wo die Menschen fast täglich sind.

  4. Es gibt ein zentrales Portal, auf dem die Bürger:innen sich mit dieser eID einloggen und all ihre Dokumente und Interaktionen mit dem Staat verwalten können – von der digitalen Krankenakte über ihre Bildung inkl. Zeugnisse und Abschlüsse, Führerschein, alle Familien-/Kinderzuschüsse, ihre Steuererklärung sowie sämtliche weitere Daten wie Adresse, Familienstand etc. Die jeweiligen Institutionen (Polizei, Krankenhaus etc.) haben jeweils immer nur auf den Ausschnitt der Daten Zugriff, die für sie relevant sind.

  5. Es gibt einen „data tracker“ in diesem Portal, der jeden Zugriff auf die Daten in Echtzeit trackt und transparent macht. Gibt es einen Datenzugriff, der einem komisch vorkommt oder keinen Anlass hatte, kann man digital Einspruch einlegen und der Datenmissbrauch wird massiv geahndet.