Genau hinschauen: Luise Görlach weiß, wie sensibel man mit digitalen Daten umgehen muss

MEINE DATEN? FINGER WEG!

Digitalisierung bringt uns weiter – oder doch nicht? Wir tracken unseren Schlaf, recherchieren Krankheits-Symptome, banken und versichern alles per Mausklick. Warum auch nicht, wir haben ja nichts zu verbergen! Von wegen“, sagt Autorin Luise Görlach und entlarvt die größten Mythen!

„Was im Netz passiert, bleibt im Netz.“

Die meisten von uns unterschätzen, welche weitreichenden Folgen unsere Daten auf unser Leben haben: Firmen haben sich darauf spezialisiert, digitale Background-Checks zum Beispiel von Bewerber:innen durchzuführen. Da lässt sich aus den Suchanfragen bei Google durchaus ein Kinderwunsch oder die Präferenz einer bestimmten Partei ableiten. Und algorithmisch ließe sich festlegen, Personen mit Label „Kinderwunsch“ oder „Partei XY“ auszuschließen. Banken und Versicherungen nutzen unsere Datenspuren für interne Scoring-Verfahren. Da kann das Zahlungsverhalten der Facebook-Kontakte durchaus ausschlaggebend bei der Kreditvergabe sein.

 

„Algorithmen sind neutral und entscheiden objektiv.“

Wir halten Algorithmen für neutral und vergessen, dass sie menschengemacht sind. Das heißt auch, sie reproduzieren die Vorurteile, Stereotype und Perspektiven auf die Welt von denen, die sie erschaffen haben. Das sind meist Männer. Außerdem werden Algorithmen mit bestehenden Daten gefüttert. Der Algorithmus erkennt, dass es weniger Frauen in Führungspositionen gibt und zieht daraus den Schluss, weiblichen Personen keine Stellenanzeigen für genau solche Jobs anzuzeigen. So werden bestehende Ungerechtigkeiten weiter verstärkt.  

„Ich habe nichts zu verbergen.“

Diese Einstellung entbindet nicht uns der Verantwortung, sowohl auf die eigenen als auch die Daten anderer besser Acht zu geben. Wir hören beinah täglich von neuen Skandalen, bei denen sensible Daten ungeschützt im Netz aufgetaucht sind oder gehackt wurden. Im schlimmsten Fall kann es durch die Freigabe unserer persönlichen Daten zu Identitätsdiebstahl kommen, in unserem Namen werden Waren bestellt, Fake-Profile in den Social Media erstellt oder uns gar Straftaten unterstellt. Eine schnelle Überprüfung, ob die eigene E-Mail-Adresse Teil eines Datenlecks war, ist hier möglich: www.haveibeenpwned.com